Patrick Süskind
Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders

Zur Handlung:
Jean-Baptiste Grenouille wird in die unterste Schicht der Pariser Einwohner geboren und soll gleich in einem Korb Fischabfälle entsorgt werden. Seine lautstarke Brüllerei kostet seine Mutter den Kopf und bringt ihn dadurch auf eine Laufbahn vom Waisenhaus über eine Gerberei bis hin in die Welt der feinen Düfte. Denn Grenouille hat auch eine feine Nase, die Gerüche nicht nur als Gesamtheit wahrnehmen kann, sondern in ihre Bestandteile zerlegt und nachempfinden kann, ja, Neues komponieren kann.
Er will das ultimative Parfum erfinden...

Meine Meinung:
Wow. Virtuos. Phantasiereich. Spannend. Erschreckend. Traurig. Monströs.
Allein die Idee, den Leser in einen Kosmos eintauchen zu lassen, der nicht aus festen Materialien, sondern aus flüchtigem Geruch entsteht, ist grandios. Wie sehr beeinflussen uns doch Düfte und wie selten nehmen wir sie wahr! Im Vergleich mit vielen Tieren sind Menschen denkbar duft-taub. Wir nehmen vielleicht starke Düfte bewusst wahr. Gestank. Blumenduft, Kaffeegeruch, Qualm, ein neues oder frisch aufgetragenes Parfum. Aber den feinen Hauch, der vielleicht nur eine Erinnerung heraufbeschwört oder ein Gefühl, von dem wir annehmen, es habe sich ganz unwillkürlich eingestellt, bemerken wir fast nicht.
So fein die Unterschiede der einzelnen Düfte Grenouille vorkommen mögen, so wunderbar vielfältig und virtuos spielt Süskind mit Worten, um diese Duft-Welt vor uns auszubreiten.
Und so stellt sich allem Widerwillen und Ekel vor Grenouille zum Trotz ein gewisses Mitgefühl ein, selbst dann, wenn er beginnt, sich vor sich selbst zu ekeln...

Danke, Anke. Das hat wirklich eine Bildungslücke geschlossen. Doch, so gut ist das Buch!

Nachtrag 2006: Die Verfilmung finde ich ebenso gelungen. Erstaunlich, was für wunderbare Bilder den Esprit des Buches einzufangen in der Lage sind. Ich liebe das Parfumlabor! Die alten Fläschchen, Phiolen, Behälter...
Einzig Grenouille scheint mir ein bisschen zu hübsch geraten. Okay, das gibt natürlich einen netten Kontrast zu dem Monster, das er ist. Auf der anderen Seite kontrastiert es mir eben nicht genug mit dem Bild des Ekels, das plötzlich... aber dann verrate ich ja das Ende. Nix da.

Diogenes Verlag
TB, 319 Seiten
ISBN 978-3257228007

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Rezensiert 27.07.2005
© Claudia Heldt. Zuletzt aktualisiert: 21.11.2008