Martin Reichert
Wenn ich mal groß bin
Das Lebensabschnittsbuch für die Generation Umhängetasche
Der Rückentext, „Erfolgreich erwachsen werden ab Mitte Dreißig!“, deutet schon
die behandelte Problematik an: Viele von uns haben keine Lust, erwachsen zu
werden, weil das den Ruch von Spießigkeit, Ernsthaftigkeit, Verantwortung
(ach herrje!) und Unfröhlichkeit hat. Außerdem haben wir das Problem, dass
und wesentlich mehr Möglichkeiten offen stehen als allen früheren Generationen,
was wiederum bedeutet, dass wir uns entscheiden müssen. Entscheidungen zu treffen
heißt aber auch, Möglichkeiten einzuschränken (wir lassen ja gerne außer acht,
dass sich durch Entscheidungen neue Möglichkeiten ergeben könnten), und wer will
das schon? Wir wollen ernst genommen werden, aber das Leben nicht zu ernst nehmen.
Wir wollen einen Sinn haben, ohne ihn suchen zu müssen. Werbung und vorgegebener
Lifestyle suggerieren uns, dass wir nur mit Jugendlichkeit erfolgreich sein
können, liebens- und überhaupt etwas wert. Das freiwillig aufgeben? Besser nicht,
also: lieber nicht erwachsen werden.
Welche Vorteile es hat, erwachsen zu werden, und auch zu begreifen, was das
wirklich heißt, das weist Reichert sehr eloquent, witzig und treffend in den
glossenhaften Kapiteln dieses Buches auf. Er entrümpelt die Umhängetasche,
stellvertretend für das Leben. Denn auch die Umhängetasche ist Sinnbild für all
das (unerledigte), was wir im Leben so mit uns herumschleppen. Brauchen wir das
wirklich noch oder sind wir schon längst einen Schritt weiter und tragen unnützen
Ballast mit uns herum?
Lesen, staunen, lernen. Sehr empfehlenswert.
Muss ich jetzt erwachsen werden? Ich fürchte, ja. Halt: ich freu mich drauf. *)
Erschienen als Fischer TB 2008
235 Seiten
ISBN 978-3-596-17946-6
*) Da hab' ich mir doch letztens eine noch größere Umhängetasche gekauft...
Zurück zur Übersicht "R"
Rezensiert 10.08.2008
© Claudia Heldt.
Zuletzt aktualisiert: 04.11.2008