Cornelia Funke
Tintenherz

Zum Inhalt
Mo ist ein Buchrestaurator, der seine Liebe für Bücher an seine Tochter Meggie weitergegeben hat – auch wenn sie sich nicht daran erinnern kann, dass Mo ihr jemals vorgelesen hätte. Mos Arbeit führt ihn kreuz und quer durch Europa, und da Meggies Mutter verschwand, als Meggie noch ganz klein war, ist der Bus, mit dem sie fahren, eher ein Zuhause als jedes Haus, in dem sie gewohnt haben.
Dass dieses Herumreisen nicht nur mit Mos Job zu tun haben könnte, argwöhnt Meggie erst, als eines Nachts ein seltsamer Fremder vor dem Haus steht. Er wolle Mo warnen, sagt er. Meggie ist er unheimlich, noch unheimlicher jedoch die Tatsache, dass ihr Vater ihr offensichtlich etwas verheimlicht, denn ein erneutes Treffen mit dem Fremden – Staubfinger - versucht er, zu umgehen, indem die beiden abreisen. Staubfinger aber hat mit dieser Finte gerechnet und bringt Mo dazu, ihn mitzunehmen. Und jetzt erfährt Meggie, dass der schurkische Capricorn hinter ihnen her ist, weil er ein ganz bestimmtes Buch von Mo will – das dieser aber nicht gewillt ist, ihm zu geben. Stattdessen will er es bei der Verwandten Elinor verstecken, einer fanatischen Büchersammlerin, die ihre Sammlung in einer Villa in Norditalien aufbewahrt. Und wo könnte man ein einzelnes Buch besser verstecken als zwischen zigtausend anderen?
Aber die Verfolger finden sie, und sie nehmen Mo und das Buch mit...
Meggie, Elinor und Staubfinger machen sich auf die Verfolgung, und in einem kleinen Bergdorf erfährt Meggie seltsames über ihren Vater: Er hat die Gabe, beim Vorlesen Dinge aus den Schriften lebendig werden zu lassen!

Meine Meinung
Was für ein schönes Plädoyer für das Lesen!
Wie oft habe ich mir schon gewünscht, in bestimmte Geschichten, in die Landschaften, die sie in meinem Kopf erstehen ließen, hineinzuwandern und daran teilzuhaben. Dass es große Probleme gäbe, wenn das wirklich möglich wäre, wenn Gestalten aus den Geschichten herüber kämen oder wir hinüber gehen könnten, schildert dieses Buch. Vom Standpunkt mal dieses, mal jenes Mitwirkenden werden die Ereignisse aufgerollt; die Charaktere sind mit Empathie gezeichnet und die Spannung versiegt selbst dann nicht, wenn man (wie ich) zuerst den Film gesehen und dann erst das Buch gelesen hat.
Die Protagonisten sind vielschichtig dargestellt; allein schon Staubfingers ständiger Seiltanz zwischen Sehnsucht, Feigheit und Anfällen von Mut ist grandios geschildert.

Ich muss gestehen, dass ich den Film zuerst gesehen habe, und ich finde, dass die filmische Umsetzung sehr gut gelungen ist (wenn ich mich auch frage, in wie weit ein zweiter Teil tatsächlich verfilmt werden könnte bei den Änderungen, die gegenüber dem Buchende vorgenommen wurden). Ex-Mumienjäger Brandon Fraser wird zwar im Moment etwas eingleisig vor allem für Abenteuer-Filme verheizt (in der Vorschau gab es eine Reklame für die Neuverfilmung von „Reise zum Mittelpunkt der Erde“), ist aber nicht fehlbesetzt; die junge Eliza Bennet, die Meggie spielt, ist genauso Sympathieträgerin wie Hellen Mirren (herrlich skurril). Und Paul Bettany ist brillant als Staubfinger.

Nach dem Film musste ich das Buch unbedingt lesen, und ich wurde nicht enttäuscht. Man sollte sich nur wirklich genügend Zeit nehmen – wie für jedes gute Buch.
Das hatte ich lange nicht getan. Ich hatte es vermisst. Dieses Buch hat mir also quasi wieder „auf den rechten Weg“ geholfen.

LESEN.

Erschienen im
Cecilie Dressler Verlag, 2003
574 Seiten inkl. Quellenverzeichnis, Hardcover geb. mit Lesebändchen und einigen s/w-Illustrationen der Autorin
ISBN 978-3-7915-0465-0

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Rezensiert 30.01.2009
© Claudia Heldt. Zuletzt aktualisiert: 26.05.2009